SSC Annaburg weiterhin oben mit dabei
Der Spielplan bescherte uns einen vermeintlich sanften Auftakt in das neue Schachjahr. Ein Auswärtsspiel beim Aufsteiger und abgeschlagenen Tabellenletzten VfL Gräfenhainichen III stand auf dem Plan. Wir beschäftigten uns vorab wohl eher mit den zu erwartenden Witterungsbedingungen bei der Anreise als mit dem Gegner. Mit durchschnittlich fast 200 DWZ-Punkten Übergewicht waren wir schließlich klar favorisiert und wollten beide Mannschaftspunkte mit zurück nach Annaburg nehmen. Die Anreise geriet dann wirklich zur Rutschpartie, es schneite in der Nacht zuvor, doch sowohl das Annaburger als auch das Leipziger Auto planten ein paar extra Minuten ein und so trafen wir uns schon rund 20 Minuten vor Spielbeginn in Gräfenhainichen zum kollektiven Aufwärmtraining. Wir waren mit unserem Stamm-Sechser vor Ort, Gräfenhainichen musste einen Spieler nach oben abgeben.
Roland kämpfte unter erschwerten Bedingungen. Wieder mal, ich glaub das schrieb ich schon häufiger. Er verzichtete bedingt durch die Schweinitzer Fastnacht weitestgehend auf Schlaf und zum Restalkoholstand möchte ich vorsichtshalber keine Prognose abgeben. Roland geriet im Zentrum unter Druck, verteidigte sich aber gut. Seinem Gegner fehlten dann aber wohl doch die Mittel um die Stellung nochmal richtig scharf zu machen. Roland war über das recht zügige Remis an diesem Tag sicher nicht unglücklich.
Frank brachte uns dann erwartungsgemäß in Führung. Auf Franks Brett sah es schnell recht gut aus, er beherrschte das Zentrum und konnte zum Angriff ansetzen, zumal sich sein Gegner lange Zeit ausschließlich aufs Verteidigen konzentrierte. Mit einem Springeropfer öffnete Frank die Stellung, konnte später die Leichtfigur zurückerobern und den Sieg eintüten.
Von allen Brettern hatte ich das größte DWZ-Plus von über 400 Punkten Vorteil. Vielleicht unterschätzte ich meinen Gegner etwas, jedenfalls stand er plötzlich deutlich besser da als ich dies beabsichtigte. Ich versuchte die Stellung zu verkomplizieren, um ihn in einen Fehler zu drängeln, während er wohl nur auf ein Unentschieden aus war und mir ständig Remis anbot. Ich lehnte trotz schlechterer Stellung ab und opferte einen Bauern. Glücklicherweise machte sich dann seine geringere Spielstärke bemerkbar, ihm unterliefen zunächst kleinere Unachtsamkeiten und als ich den Druck erhöhte stellte er mir seinen Turm hin. Ein hartes Stück Arbeit, aber letztendlich konnte ich den Sieg eintüten und uns mit 2,5:0,5 in Führung bringen.
Gräfenhainichen kam jedoch umgehend wieder heran. Oerti geriet von der Eröffnung heraus unter Druck und Raumnachteil. Zwischendrin sah es nach einem Bauerngewinn im Zentrum wieder recht angenehm aus wie ich fand, allerdings setzte der Gräfenhainichener Spieler kurz danach zu einem wirklich sehenswertem Mattangriff an. Auf diesen hatte Oerti keine richtigen Antworten mehr. Die Partie ging verloren.
Fabian spielte wie immer eigentlich recht durchwachsen. Er eroberte recht früh die Qualität Turm gegen Läufer und stellte so die Weichen auf Sieg. Irgendwie schaffte er es aber die gute Stellung dann doch wieder zu verschleudern. Am Ende einigte sich Fabian dann wohl leistungsgerecht mit seinem Gegner auf Remis.
Nun lag es an Dirk den Mannschaftssieg perfekt zu machen. Ein Remis reichte uns. Dirk stand das ganze Spiel über leicht besser, konnte sich den entscheidenden Vorteil jedoch nicht erspielen. Es entstand ein Turmendspiel inklusive ungleichfarbiger Läufer und einem Bauer für Dirk. In jeder Stellungseinschätzung ein unvermeidbares Remis. Dirk wollte es trotzdem noch wissen und kämpfte weiter. Letztendlich erinnerte sich aber wohl auch Dirk an Stellungseinschätzungen zurück, ungleichfarbige Läufer = Remis.
Uns war es recht. Äußerst knapp und mit deutlich mehr Gegenwehr als erwartet nahmen wir die beiden Mannschaftspunkte trotzdem mit zurück in die schönste Schachstadt der Welt und belegen nach fünf Runden einen guten vierten Tabellenplatz. Im parallel stattfindendem Landesliga-Match zwischen Gräfenhainichen I und Merseburg II (5,5:2,5) konnte ich mir bei meinem ehemaligem Physik-Lehrer übrigens keine schachlichen Raffinessen abgucken, er gewann seine Partie kampflos.
VfL Gräfenhainichen III vs. SSC Annaburg 2,5:3,5