Platz 2 verteidigt, Aufstieg
Spannung pur versprach der letzte Bezirksliga-Spieltag. Wie zuletzt vor 3 Jahren durften wir die zentrale Endrunde ausrichten und bereiteten dazu am Samstag den Saal im Jessener Bergschlößchen vor. Im Kampf um den zweiten Aufstiegsplatz hinter der SG Jeßnitz trafen wir auf unseren direkten Konkurrenten SV Grün-Weiß Piesteritz II. Die Piesteritzer, im Saisonverlauf noch ungeschlagen, allerdings mit einer Reihe von Unentschieden, hatten denselben Plan wie wir, nämlich aufzusteigen. Dazu mussten sie uns besiegen, uns genügte ein 3:3-Unentschieden. Entsprechend hart umkämpft ging es an den 6 Brettern zur Sache.
Ich hatte das Glück neben Oerti sitzen und seine Partie somit intensiv verfolgen zu dürfen. Oerti geriet in einer umgestellten Zugfolge in die Französische Verteidigung und bekam schon früh eine Leichtfigur geschenkt. Anschließend verpasste er es jedoch seine schwachen schwarzen Felder ausreichend zudecken, wodurch sein Gegner dann doch etwas Gegenspiel erhielt und diesmal vielversprechend einen ganzen Turm fürs Angriffsspiel ins Geschäft steckte. Ein Dauerschach lag in der Luft, Oerti fand jedoch den richtigen Ausweg, indem er nun selbst gleich beide Türme als Opfer anbot. Zur Kompensation hätte es lediglich den zweiten Springer gegeben. Da der Piesteritzer aber bereits massig Material investiert hatte, garantierte diese Zugfolge Oerti trotzdem das bessere Endspiel. Das sah auch der Piesteritzer so, begnügte sich mit einem Turm und versuchte stattdessen weiter Druck aufzubauen. Dieser verpuffte jedoch sobald. Nach einem weiteren (inkorrekten) Opfer verblieb Oerti dann im Endspiel mit Mehrfigur, was er sicher gewann. Keine Partie für schwache Nerven, gefühlt ging jede Figur durch ein Opfer vom Brett, aber natürlich trotzdem fesselnd mit anzusehen. Und vorallem mit dem richtigen Ausgang, 1:0 für uns.
Begrüßung durch Dirk
Fabian spielte überraschenderweise recht solide. Gegen seine um 200 DWZ-Punkte schwerere Gegnerin hielt er das Mittelspiel längere Zeit offen, lediglich kleinere Schwächen in der Bauernstruktur musste Fabian hinnehmen. Das Ende ging leider an mir vorbei. Ich vermute, dass die höhere Spielstärke inklusive Fabians schwacher Bauernstruktur im Endspiel doch den Ausschlag in Richtung Piesteritz gaben. 1:1, es blieb spannend.
Vermutlich von Oerti inspiriert spielte auch Frank vollkommen entfesselt nach vorne, verzichtete auf die Rochade und die Leichtfigurenentwicklung am Damenflügel. Zwischendurch sah es meiner Meinung nach, klar nach Sieg aus, Frank eroberte eine Leichtfigur, verzettelte sich anschließend aber doch etwas und musste am unterentwickelten Damenflügel seine zuvor gewonnene Leichtfigur wieder zurückgeben. Nach dem offenen Schlagabtausch einigte man sich recht friedlich auf Remis.
SSC Annaburg Vorderachse
Ich durfte uns dann wieder in Führung bringen. Obwohl ich die weißen Steine führte kam ich bedenklich schlecht aus der Eröffnung, schuf mir selbst Schwächen auf den weißen Feldern, musste das Zentrum abgeben und war fortan nur noch um Ausgleich bemüht. Mein Gegner konnte mit der komfortablen Stellung jedoch so gar nix anfangen und verbrauchte bei der Planfindung massig Zeit. Ab dem 20. Zug durfte er dann in Zeitnot agieren. In dieser griff er dann auch fehl und stellte mir einzügig einen Gaul zur Verfügung. Er gab umgehend auf. 2,5:1,5. Nur noch einen halben Zähler bis zum Aufstieg.
Zum Aufstiegshelden kürte sich dann Thomas. Thomas holte sich vor dem Spiel noch letzte Tipps zum Damengambit. Und wie es der Zufall dann immer so will, kam es auch tatsächlich aufs Brett. Souverän spulte er sein Programm ab, kam gut aus der Eröffnung und hielt die Partie auch im Mittelspiel stets im Gleichgewicht. Etwas zittern mussten wir noch, da Thomas in ein gleichfarbiges Läuferendspiel mit Minusbauern abwickelte. Da die Bauernstruktur jedoch so geschlossen war, dass für die Monarchen kein Weg hindurchführte, mussten wir nur kurz Bangen, man einigte sich dann doch recht zügig auf die Punkteteilung, womit unser Aufstieg perfekt war!
SSC Annaburg Hinterachse
Dirk hatte die ganze Partie über das Heft fest in der Hand. Er konnte eine Leichtfigur gegen 3 Bauern gewinnen und baute diesen Vorteil durch das Einsammeln von Bauern und das Zurückopfern weiter aus. Dirk verblieb im Läuferendspiel mit Mehrbauer. Leider belohnte er sich für seine gute Leistung nicht mit dem vollen Punkt. Das, wohl gewonnene Endspiel, verspielte Dirk noch zum Remis. Egal, Dirks halber Zähler reichte uns zum knappen 3,5:2,5-Mannschaftssieg, womit wir auch noch die einzige Truppe stellen, die in dieser Saison die Piesteritzer besiegen konnten.
7 Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage gegen Staffelprimus und Mitaufsteiger SG Jeßnitz bedeuten herausstechende 15 von 18 möglichen Mannschaftspunkten (83,33%). Wie im Vorjahr belegen wir Rang 2. Damals verzichteten wir auf unser Spielrecht zur Aufstiegsrelegation, in diesem Jahr wagen wir den Sprung und werden fortan in der Bezirksoberliga auf Punktejagd gehen. Da von den Landesligavereinen unseres Bezirks allen der Klassenerhalt glückte, müssen wir nicht in die Aufstiegsrelegation, sondern dürfen auf direktem Wege hoch, vielen Dank daher auch an die zweite Mannschaft aus Köthen.
Die gewohnt fleißigen Punktesammler waren auch in diesem Jahr wieder eine Bank. Ich am Spitzenbrett (8 aus 9, allerdings mit 4 kampflosen Punkten) und Frank (8 aus 9, ungeschlagen) führen die interne Scorerliste vor Dirk (6,5 aus 9, ungeschlagen) an. Hervorzuheben sind aber auch Oerti, der in seinem ersten Jahr am 2. Brett auf Anhieb 50 % erreichte (3,5 aus 7) und Roland, der bei 2,5 aus 4 unbesiegt blieb. Generell sind unsere hinteren Bretter inzwischen zu sicheren Punktesammlern gereift. Sein persönlich bestes Saisonergebnis erreichte Thomas (2,5 aus 5) und genauso steuerte Fabian (3 aus 7) seinen Anteil zum Aufstieg bei. Mit 32 bzw. 50 Punkten DWZ-Zuwachs spielten sowohl Thomas als auch Fabian deutlich über ihrem Niveau und machten einen großen Schritt nach vorne.
Kaum minder spannend ging es übrigens am Tabellenende zu. Tabellenschlusslicht VfL Gräfenhainichen III bezwang den Vorletzten SV Zerbst/Roßlau II mit 4:2 und hielt qausi in letzter Sekunde noch die Liga. Zerbst/Roßlau muss hingegen den Gang in die 1. Bezirksklasse antreten.
SSC Annaburg vs. SV GW Piesteritz II 3,5:2,5