Bereits zum fünften Mal entschied ich mich dazu am Schnellschachturnier des SV Marzahna 57 teilzunehmen. Meine letzte Teilnahme am Turnier kurz hinter der brandenburgischen Landesgrenze liegt allerdings schon 9 Jahre zurück. Viel hat sich seit dem in Dennewitz jedoch nicht geändert, Ort und Spiellokal fand ich immer noch wie in meiner Erinnerung vor. Ich belegte den letzten Platz der oberen Setzlistenhälfte, sodass ich in Runde 1 den vermeintlich leichtesten Gegner zugelost bekam. Gegen Richard Biller vom Gastgeberverein SV Marzahna 57 gewann ich dann auch sicher aus der Eröffnung heraus. Leider steuerte Richard im Turnierverlauf auch keinen einzigen Buchholzpunkt mehr zu meiner Wertung bei.
In Runde 2 geriet ich gegen Günter Weidlich vom SV Dresden-Leuben, DWZ 2100 zunächst unter Druck, konnte ihn im Mittelspiel allerdings auf der 7. Reihe auskontern. Mittels Turmopfer und Abzugsschach entschied ich die Partie für mich.
Nach 2/2 bekam ich in Runde 3 Fidemeister Ferenc Langheinrich vom SV Empor Erfurt, DWZ 2325 ans Brett. Gegen Ferenc hielt ich die Partie lange Zeit im Gleichgewicht, musste seine höhere Spielstärke dann jedoch im Endspiel anerkennen.
Nur unwesentlich leichter wurde es in Runde 4 als mir Utz Lachmann von den Schachfreunden Berlin 1903, DWZ 2152 gegenüber saß. Gegen Utz geriet ich eigentlich zügig in Nachteil und entschied mich aus der Not heraus dann dazu eine Leichtfigur gegen Bauernübergewicht am Damenflügel zu geben. Aus der Bedrängnis konnte sich Utz wiederum nur durch ein Leichtfigurenopfer befreien, sodass ein materiell ausgeglichenes Turmendspiel entstand. Trotz Raumnachteil hielt ich dieses Remis.
Nach der Mittagspause ging es in Runde 5 weiter mit den Schwergewichten. Großmeister, zweimaliger DDR-Meister und aktueller Bundesligaspieler für den USV TU Dresden, Raj Tischbierek, DWZ 2396 wollte unbedingt gegen mich antreten. Mit den schwarzen Steinen rechnete ich mir nicht sonderlich viel aus. Umso überraschter war ich als ich im Mittelspiel plötzlich das Zentrum beherrschte und die Initiative hatte. Raj verbrauchte nun massig Bedenkzeit, um eine Lösung zu finden. Dank meiner freundlichen Mithilfe konnte er es dann tatsächlich auch noch in ein für ihn gewonnenes Endspiel abwickeln. Allerdings wandelte er seinen letzten Bauern mit nur noch 4 Sekunden auf der Uhr in eine Dame um. Die blitzte ich ihm gekonnt von der Uhr, bevor er mich mattsetzen konnte. Da ich keinen eigenen Stein mehr auf dem Brett hatte war die Partie Remis. Mein erstes zählbares Ergebnis gegen einen GM und Bundesligaspieler, und das nicht mal unverdient!
Mit diesem Ergebnis verblieb ich in den vorderen Tabellenregionen und bekam folgerichtig das nächste Schwergewicht zugelost. Gegen den Internationalen Meister Ralf Schöne von der TSG Neuruppin, DWZ 2200 kam in Runde 6 die Italienische Eröffnung aufs Brett. Im Mittelspiel sah ich diesmal leider keinen Stich und suchte im Endspiel mit beiderseitiger Zeitnot nur noch nach Schwindelchancen. Tatsächlich fand ich dann auch eine, nachdem Ralf eine Leichtfigur kompensationslos an mich übergab. Plötzlich hatte ich mit Turm + Läufer gegen Turm + 2 Bauern ein mindestens remises Endspiel. Allerdings fehlten mir diesmal die nötigen Sekunden und ich verlor durch Blättchenfall. Zwischendrin unterlief Ralf nach eigener Aussage angeblich ein irregulärer Zug, welcher die Partie sofort zu meinen Gunsten entschieden hätte. In der Hektik bemerkte ich dies jedoch nicht.
Meinen obligatorischen Aussetzer leistete ich mir in Runde 7. Gegen Roland Schimmel vom Gastgeberverein, DWZ 1866 wickelte ich in ein leicht gewonnenes Endspiel ab, um dort einfach meinen Turm einzustellen. Ich gab umgehend auf.
Keine Probleme hatte ich in Runde 8 mit Jürgen Beator vom SC "Hans Clauert" Trebbin, DWZ 1683. In der Französischen Verteidigung hielt er meinen Angriffen nicht lange stand.
In der letzten Runde traf ich dann auf einen weiteren Titelträger. Fidemeister Günter Walter von der SG Lok Brandenburg, DWZ 2041 setzte mich gehörig unter Druck. Mit den schwarzen Steinen gelang es mir jedoch sämtliche Offensivbemühungen abzuwehren und in ein ausgeglichenes Endspiel abzuwickeln. Dieses spielten wir nicht mehr aus, sondern einigten uns auf die Punkteteilung.
Mit 50% der Punkte, 4,5 aus 9 inklusive zweier Remis gegen Titelträger, kann ich bei starker Gegnerschaft sehr zufrieden sein, auch wenn ich mit Rang 24 gleich 3 Plätze hinter meinem Setzplatz eingelaufen bin. Der Turniersieg ging an Seriensieger GM Robert Rabiega vom SK König Tegel.