Hinterachse, Thomas und Flori an Brett 7&8
Nach 13 Jahren Bezirksoberliga-Abstinenz sind wir also zurück. In Annaburg gibt es fortan, mindestens für diese Saison, wieder Bezirksoberliga-Schach zu bestaunen. Wir gehen sicherlich als krasser Außenseiter in diese Spielzeit, schließlich hat jede andere Mannschaft an jedem der 8 Stammbretter durchschnittlich mindestens 100 DWZ-Punkte mehr vorzuweisen. So rein theoretisch auch Mitaufsteiger SG Jeßnitz, auch wenn sie aufgrund Personalmangels diesmal "nur" auf rund 50 DWZ-Punkte Übergewicht pro Brett kommen. Dies mag wohl auch der Grund gewesen sein, weshalb die Jeßnitzer uns ursprünglich um Verlegung des Spiels baten, was wir jedoch ablehnen mussten. Gerade für unsere Leipziger Fraktion passte der Spieltermin ideal, sodass es bei der Ansetzung blieb.
Bereits im Vorfeld der Begegnung war bekannt, dass mein Jeßnitzer Dauergegner Thomas Krannich nicht mit nach Annaburg reisen wird, er zog einen Italien-Urlaub dem Match mit mir vor. Leider brachte Jeßnitz für Thomas auch keinen Ersatz mit, sodass mein Saisonauftakt genauso begann wie in der vorangeganenen Saison, nämlich mit einem kampflos eroberten Punkt. Da ich bereits vermutete, spielfrei zu bleiben, griff Plan B und ich verabschiedete mich kurz nach 11 Uhr in Richtung Cottbus zum Spitzenspiel der Regionalliga Energie gegen den BFC Dynamo.
Bis 11 Uhr mussten wir bereits den Ausgleich hinnehmen. Flori erwischte leider einen etwas unmotivierten Tag und konnte den Verlust einer Leichtfigur schon in der Eröffnung nicht vermeiden. Der Materialnachteil vergrößerte sich im Verlauf sogar noch und letztendlich musste Flori die Segel streichen.
Nicht viel besser lief es bei Fabian. Fabian besaß zwar die Initiative auf dem Brett, allerdings rechtfertigte dies nicht das bereits investierte Material. Sein Gegner befreite sich aus der Klammerung, indem er bedenklos eine Qualität zurückgab, die eigenen Figuren aktivierte und unseren Fabian problemlos überspielte. Fortan kann ich nur die 11 Uhr Zwischenstände wiedergeben, ohne den restlichen Partieverlauf zu kennen.
Frank lieferte sich einen offenen Schlagabtausch mit besserer Bauernstruktur und der Initative im Zentrum und am Königsflügel. Nachteilig war lediglich die Position des eigenen Monarchen, welchen Frank in der Mitte platzierte. Insgesamt hatte ich jedoch ein gutes Gefühl. Leider kam es anders, Frank verlor die Partie.
Andersherum lief es bei Oerti. Oerti topfit, trotz des 60. Geburtstags seines Vaters am Vorabend, hatte das ganze Spiel über mit einem rückständigen Zentrumsbauern zu kämpfen, an dessen Deckung Oerti gebunden war. Auch im Turmendspiel sah ich Oerti noch leicht schlechter gestellt. Umso erfreulicher, dass er dieses noch zu seinen Gunsten entschied. Ein schöner Erfolg in der neuen Liga gegen einen Gegner mit immerhin 80 DWZ-Punkten mehr auf der Uhr!
Sorgte für die Kuriosität des Duells: Roland
Gleiches Bild bei Dirk. Dirk hatte mit den weißen Steinen Probleme auf den weißen Feldern. Die Aktivität seines Gegners behinderte Dirk stark bei der Entwicklung. Im Gegenzug schien ein Angriff am Königsflügel attraktiv, da dort wenige schwarze Figuren zur Verteidigung abgestellt waren. Ich sah die Stellung als bedenklich an. Dirk widerlegte jedoch meine Skepsis und gewann die Partie.
Für die erste Kuriosität der neuen Saison sorgte Roland. Roland war fester Überzeugung mittels Zwischenschach in dreizügiger Kombination eine Leichtfigur erobern zu können und teilte seine Freude über den Plan auch direkt Gegner und Umstehenden mit. Kurioserweise übersah zunächst auch der Jeßnitzer für einige Minuten, dass Rolands Plan nicht aufgehen wird und ärgerte sich maßlos über seinen anscheinenden Fehler. Nach einigen Minuten des Grübelns fand der Jeßnitzer jedoch die Widerlegung und war fortan oben auf. Glücklicherweise kostete diese Aktion Roland nur einen Bauern, sodass sich trotzdem noch eine interessante Stellung mit beiderseitgen Chancen ergab. Allerdings konnte Roland die zwischenzeitliche Initiative nicht ausnützen, stattdessen bereiteten ihm die gegnerischen Bauern am Damenflügel größere Kopfzerbrechen. Anscheinend fand er dagegen im weiteren Verlauf kein Rezept, denn er verlor seine Partie.
Eine aussichtsreiche Stellung hatte Thomas auf dem Brett. Mit den schwarzen Steinen hatte er sich Raumvorteil erspielt und schnürte vorallem die gegnerischen Leichtfiguren gekonnt ein. Leider ließ er sich in einer komplett geschlossenen Bauerndecke den letzten Hebel zum Durchbruch nicht offen, sondern schloss die Stellung für alle Zeit. Die Punkteteilung war die Konsequenz.
Ein schöner Teilerfolg für Thomas, für uns in der Schlussabrechnung aber leicht zu wenig. Nach zwei ganz knappen Niederlagen zuvor in der Bezirksliga verlieren wir auch mit dem knappsten aller Ergebnisse in der Bezirksoberliga gegen die SG Jeßnitz. Für uns trotzdem ein gutes Signal, zeigt es doch, dass wir in der Liga mithalten können und unsere Kontrahenten vor Aufgaben stellen können, für die sie erst einmal Lösungen präsentieren müssen. So darf es gerne weitergehen. Auch im nächsten Duell, wenn uns mit dem 1. SC Anhalt, Tabellenführer nach dem 1. Spieltag, sicherlich nochmal ein anderes Kaliber gegenüber sitzen wird.
SSC Annaburg vs. SG Jeßnitz 3,5:4,5