Zum zweiten Spiel in der neuen Liga wartete auf uns eine der schwersten Aufgaben. Es ging nach Dessau zum Tabellenführer 1.SC Anhalt. Aus unserem Stamm mussten wir urlaubsbedingt auf Thomas verzichten. Für ihn hatten wir Ulrike mit an Board. Mannschaftspunkte hatten wir in Dessau nicht im Plan. Wir wollten dem haushohen Favoriten einen harten Kampf liefern und einige Brettpunkte abnehmen. Und dies gelang uns zunächst auch recht ordentlich. Wir kassierten keine Niederlage in den ersten zwei Stunden.
Dann kamen aber doch die ersten Entscheidungen. Oerti hatte vor dem dwz-mäßig stärksten Dessauer Spieler (390 Punkte mehr als Oerti) wohl etwas zuviel Respekt. Im Englischen geriet Oerti sofort unter Druck und hatte neben der eigenen Entwicklung auch mit schwachen Feldern auf der 3. Reihe zu kämpfen. Der Dessauer zeigte seine volle Leistungsstärke und überspielte Oerti fortan. 0:1.
Ungewohnt lang stemmte sich Flori gegen eine Niederlage. Bis zum Endspiel geriet Flori mit nur 2 Bauern in Nachteil. In Anbetracht dessen, dass Flori wohl ca. 600 DWZ-Punkte schwächer einzuschätzen ist als sein Gegner stellt seine Leistung einen schönen Teilerfolg dar auf dem sich aufbauen lässt. Trotzdem entschied der Dessauer das Endspiel sicher für sich, das 0:2 aus unserer Sicht.
Ähnlich erging es Ulrike. Ulrike spielte sich sicher aus der Eröffnung und erreichte ihr persönliches Ziel, nach 10 Zügen nicht im Nachteil zu sein, problemlos. Aber auch für Ulrike gab es gegen den 600 DWZ-Punkte stärkeren Dessauer letztendlich nichts zu holen. Dieser spielte einen wirklich sehenswerten Königsangriff zielgerichtet und kompromisslos. Das Spielkonzept sah einstudiert aus. Ulrike hielt im Rahmen ihrer Möglichkeiten bestmöglich dagegen, das 0:3 war aber unvermeidlich.
Im Duell der beiden Fabiane hatte unser Fabian im Gegensatz zu Ulrike und Flori keine 600 DWZ-Punkte weniger, aber immer noch knapp 400 Punkte Nachteil. Auch Fabian lieferte einen ordentlichen Kampf und stellte den Dessauer Fabian vor Aufgaben. Diese löste der Dessauer jedoch, sodass auch Fabian nichts Zählbares mitnehmen konnte. Mit dem 0:4-Zwischenstand war der Wettkampf quasi entschieden.
Für den Ehrentreffer sorgte Dirk. Dirk brach am Damenflügel in die gegnerische Stellung ein, während er die gegnerischen Attacken am Königsflügel im Zaum halten konnte. Souverän spielte Dirk seine Partie herunter. Mit 2/2 ist Dirk in der Bezirksoberliga schon richtig gut in Fahrt.
Gegen die persönliche und damit auch gegen die Mannschaftsniederlage stemmte sich Roland. Einen Tag vor seinem 60. Geburtstag war das Glück aber nicht auf der Seite unseres Vereinspräsidenten. Roland konnte den Einbruch im Zentrum und am Damenflügel nicht vermeiden und verlor.
Auf verlorenem Posten stand eigentlich auch schon Frank. Frank griff bereits zur Schwindelchance und diese ging auf, da es sein Gegner vermied die Dame gegen Franks Turm und Läufer zu tauschen, wodurch für den Dessauer ein gewonnenes Endspiel entstanden wäre. So konnte Frank doch noch einen glücklichen Punkt einstreichen.
Genau andersherum lief es bei mir. Ich ging heute als Einziger von uns als Favorit ans Brett (120 DWZ-Punkte Übergwicht) und hatte mir vorab eine neue Eröffnungsvariante rausgesucht, die dann auch genauso aufs Brett kam. Allerdings verließ mich nach wenigen Zügen sowohl mein Erinnerungsvermögen an die neue Variante als auch mein Mut, sodass ich alles andere als zufriedenstellend ins Mittelspiel gehen musste. Dies veranlasste mich dazu massig Zeit zu investieren, um doch noch in Vorteil zu kommen, was mir dann auch gelang. Leider warf ich die Gewinnstellung in Zeitnot dann jedoch umgehend wieder weg. Da ich mich nicht mit der Punkteteilung zufrieden geben wollte wählte ich fortan eine risikoreiche Variante mit Minusläufer gegen 3 Bauern auf der Haben-Seite. In der Stellung unterliefen mir aber ständig Fehler, sodass ich mein Spiel am Ende sogar verlor. Und das dann wohl auch nicht zu Unrecht.
Anhalt ist aktuell mindestens eine Nummer zu groß für uns, die 2:6-Niederlage legt die Leistungsunterschiede ganz gut offen. Einen ordentlichen Kampf haben wir ihnen aber geboten, sodass wir zuversichtlich in die kommenden zwei Duelle, Pokal und Liga, gegen Aken gehen können.
Nachtrag: Ziemlich deckungsgleiche Analyse auf Seiten der Dessauer, wobei ich vom "Annaburger Talent" schon lange nicht mehr gehört habe, hier nachzulesen.