Über das Los 1.SC Anhalt freuten wir uns in Annaburg sehr. Schließlich hatten wir erst vor 6 Wochen an gleicher Stelle in der Liga mit 2:6 das Nachsehen und folglich noch etwas gut zu machen. Vor allem ich hatte an meiner unglücklichen Niederlage gegen Lars einige Tage zu knabbern und brannte darauf mich bei ihm zu revanchieren. Außerdem sahen wir an 4 Brettern durchaus unsere Chance noch eine Runde weiterzukommen, auch wenn die Dessauer sicherlich leicht favorisiert waren. Während Anhalt im Achtelfinale ein Freilos hatte, war es für uns bereits das 2. Pokalspiel, nachdem wir zuvor Aken ausgeschaltet hatten. Beide Mannschaften traten in Bestbesetzung an.
Einen schlechten Tag erwischte Frank. In der Königsindischen Verteidigung positionierte Frank beide Springer am Rand bzw. ungeschützt in der gegnerischen Hälfte. Dies konnte nicht gut gehen. Frank musste den wichtigen g-Bauern opfern, um seine Springer zurückführen zu können. Franks Gegner hatte nun sowohl das Zentrum als auch den Angriff am Königsflügel für sich. Dagegen war kein Kraut mehr gewachsen, Frank verlor.
Zeitlich parallel gewann Dirk seine Partie. Dirk beherrschte das Zentrum und verwirrte seinen Gegner in gewohnt undurchsichtiger Stellung. Dieser kapitulierte dann auch zeitnah, sodass Dirk für den 1:1-Zwischenstand sorgte.
Ich war hocherfreut, dass die Aufstellungen beider Mannschaften mir tatsächlich die Chance zur Revanche gegen Lars gaben. Entsprechend motiviert ging ich meine Partie an und wählte vorsichtshalber eine andere Eröffnung als noch vor 6 Wochen. Mit dieser kam Lars diesmal nicht so gut klar und es stand zügig im Zentrum 4:0 für mich. Zudem standen die Leichtfiguren meines Gegners unkoordiniert auf dem Brett, sodass ich ohne Gegenspiel meinen Angriff aufziehen konnte. Lars griff zur Schwindelchance und opferte einen Springer. Dieses widerlegte ich mit einem umgehenden Turmopfer, welches die g-Linie freilegte, auf welcher der König nur noch von der Dame geschützt war. Diese musste Lars dann auch zeitnah gegen meinen zweiten Turm geben. Den Materialvorteil vewertete ich dann sicher zur 2:1-Führung für uns. Revanche geglückt!
Auch Oerti freute sich sehr auf den Vergleich mit Anhalt, so stellte er schon Tage vorher klar, dass er unbedingt gegen Mario Windolf antreten wollte, den er noch aus Jugendvergleichen kennt. Und tatsächlich gab die Mannschaftsaufstellung auch dieses Duell her. Es entwickelte sich eine recht zähe Partie, die von Taktik geprägt zu einer geschlossenen Bauernstruktur führte. Auch wenn der Dessauer Spieler Raumvorteil und Inititative besaß, waren sich außerhalb des Spielsaals alle Annaburger und Dessauer einig, dass es dort kein Durchkommen geben wird. Dieses Remis hätte uns zum Weiterkommen gereicht. Doch nach knapp 5 Stunden Spielzeit fand Mario am Königsflügel doch noch einen Weg um in Oertis Stellung einzudringen. Vermutlich entfernte sich Oerti mit seinem König unnötigerweise vom Spielgeschehen. Ein echtes Drama am Ende, da beide Spieler zusätzlich in Zeitnot waren.
Es stand also 2:2. Und erstmals überhaupt entschied bei diesem Spielstand die Berliner Wertung nicht für uns. Aber eben auch nicht gegen uns. 5:5 nach Berliner Wertung, sodass wir also nochmal ran mussten, schließlich brauchten wir noch eine Entscheidung über das Weiterkommen. Die Farben wurden getauscht und aus 2,5 Stunden Bedenkzeit pro Spieler wurden nur noch 5 Minuten. Die Frage war sicherlich, wer nach 5 Stunden Spielzeit noch mehr Kraftreserven vorzuweisen hat und die Umstellung auf Blitz besser hinbekommt.
Blitzentscheid: 1.SC Anhalt - SSC Annaburg 1:3
Hatte es eben noch 5 Stunden gedauert, bis es zu einer Entscheidung bzw. Nicht-Entscheidung kam, dauerte es nun gerade mal 10 Minuten bis wirklich alles entschieden war. Dirk gewann auch seine 2. Partie gegen Fabian Udet. Auf Frank war ich sehr gespannt, da er im Blitzen immer für die ein oder andere Schlitzohr-Aktion gut ist. Dies bestätigte er auch direkt und brachte uns mit 2:0 in Führung. Leider verlor Oerti auch seine 2. Partie. Aber natürlich kein Vorwurf von der Mannschaft, die unglückliche Niederlage nur wenige Minuten zuvor war sicherlich noch im Hinterkopf. Ich durfte also nicht verlieren. Lars schätzte ich nicht als Spieler für kurze Bedenkzeiten ein. Mich selbst aber auch nicht. Ich plante die Eröffnung sehr schnell zu spielen. Und tatsächlich hatte ich auch schnell eine ganze Minute mehr auf der Uhr als Lars. Dafür entwickelte Lars am Königsflügel Druck und ich war zunächst nur mit Verteidigungsaufgaben beschäftigt. Vermutlich verfrüht opferte Lars einen Springer. Als ich dann die Damen vom Brett tauschen konnte, verpuffte Lars' Angriff, ich verblieb mit Mehrfigur und der besseren Zeit. Über eigene Angriffsbemühungen musste ich mir dann auch keine Gedanken mehr machen, da Lars zu diesem Zeitpunkt schon nur 10 Sekunden auf der Uhr hatte. Diese verstrichen ohne weitere nennenswerte Aktionen, sodass ich meine persönliche Bilanz gegen Lars heute etwas unverhofft sogar vollends in ein 2:1 für mich drehen konnte.
Viel wichtiger war jedoch, dass wir uns als gute Blitzspieler zeigten und mit dem 3:1 ins Halbfinale des Bezirkspokals vordrangen. Dort werden wir dann sicherlich auf eins der Schwergewichte des Schachbezirks treffen. Weiter geht es für uns bereits am kommenden Wochenende mit dem Ligaalltag in Löberitz.