Im letzten Spiel des Jahres erwarteten wir nochmal einen heißen Tanz. Die auf Rang 3 platzierten Pratauer gehören zweifelsohne zu den besten Mannschaften der Bezirksliga. Nicht umsonst gewannen sie in der Vorsaison diese Staffel, verzichteten dann aber freiwillig auf den Aufstieg. Zur Einstimmung auf dieses richtungsweisende Duell trafen wir uns in der Vorwoche zum gemeinsamen Weihnachtsessen und Bowling-Abend in Jessen. Die besten Leistungen zeigten dabei Oerti, Thomas und Tilo. Die Frauenwertung ging an Sabine. Mit ähnlich starken Leistungen wie auf der Bowlingsbahn wollten wir dann auch gegen Pratau aufwarten.
Ich erwischte einen ziemlich gebrauchten Tag. Eine Eröffnungsungenauigkeit meines Gegners wollte ich zu meinem Vorteil nutzen, verzettelte mich dabei aber doch sehr. In kurzem Abstand berechnete ich gleich 2 Kombinationen falsch und vergaß die Figurenentwicklung und Königssicherheit völlig. Ohne selbst viel dafür zu tun, erhielt mein Gegner eine gewonnene Stellung mit Materialvorteil. Mein Gegner hatte jedoch ausschließlich seine Schwächen im Kopf, nicht seine Möglichkeit. Daher bot er mir Remis. Ich nahm dankend an.
Besser spielte Frank. Frank erspielte sich recht zügig Raumvorteil und die Initiative. Schon beim ersten Blick auf sein Brett hatte ich ein gutes Gefühl. Mein Gefühl täuschte mich dann auch nicht, Frank führte seine Stellung souverän zum Sieg.
Der Ausgleich ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Tilo spielte eine ähnliche Partie wie zuvor schon gegen SK Dessau. Aus der Eröffnung heraus geriet Tilo unter Druck, kämpfte sich dann aber verbissen zurück in die Partie. Genau wie am Spieltag zuvor verpasste Tilo jedoch die korrekte Fortsetzung, welche ihm bequemen Ausgleich beschert hätte. Stattdessen war die Umwandlung eines Bauern nicht mehr zu vermeiden und die Partie ging verloren.
Dirk war es der uns erneut in Führung brachte. Dirk opferte eine Leichtfigur, um Zugang zum König zu erhalten. Irgendwie war dann sogar ein ganzer Turm weg, die Stellung blieb aufgrund des schutzlosen Königs aber offen. Letztendlich wurde Dirk für sein Risiko belohnt, mit einer sehenswerten Mattkombination beendete er seine Partie zu unseren Gunsten.
Zum zweiten Mal mussten wir dann aber den Ausgleich hinnehmen. Silke spielte eine gute Partie. Sie stellte ihren Kontrahenten vor reichlich Aufgaben und schaffte es bis in die beiderseitige Zeitnotphase. Dort erwies sich der Pratauer dann aber doch als der erfahrenere Spieler. In leicht schlechterer Stellung ging Silke leider zuerst die Bedenkzeit aus. Ihr Gegner verfügte zu diesem Zeitpunkt auch nur noch über rund 50 Sekunden.
Für Dramatik pur sorgte dann Oerti. Bei offener, vielleicht minimal schlechterer Stellung zeigten die Uhren noch 9 Minuten bei Oerti und noch gute 3 Minuten bei seinem Kontrahenten an. Ein 3:3, also ein Unentschieden an Oertis Brett hätte uns zur Tabellenführung genügt. Trotzdem wich Oerti der ihm angebotenen dreimaligen Stellungswiederholung aus und setzte wohl alles auf einen Fehler seines Gegners in Zeitnot. Zunächst war es jedoch Oerti der in Zeitnot patzte und plötzlich das zweizügige Matt nicht mehr verhindern konnte. Doch nun versagten offenbar auch seinem Gegner die Nerven. Bei noch 49 Sekunden auf der Uhr (Oerti 19 Sekunden) fand der Pratauer das zweizügige Matt nicht und ließ tatsächlich die Zeit verstreichen. Gezockt und gewonnen. Sieg für Oerti, Sieg für uns!
Äußerst glücklich gewinnen wir gegen Pratau. Oertis Partie und meine Partie hätten auch gut und gerne weggehen können. Trotzdem ist und bleibt die Uhr ein wichtiger Faktor im Schach. Und diese hatte Oerti dann doch besser im Griff als sein Pratauer Gegenüber. Glücklich grüßen wir weiter von der Tabellenspitze und haben im kommenden Spiel gegen Piesteritz II wieder ein absolutes Spitzenspiel vor der Brust - Erster gegen Zweiter.