Zum ersten Auswärtsspiel der Saison fuhren wir erwartungsfroh nach unserem Bowlingabend nach Bitterfeld. Gegen den vermeintlichen Aufstiegsaspiranten rechneten wir uns überhaupt nix aus, zumal unsere Vorbereitung aus Bier, Eisbecher und Bowling bestand. Wir wurden darin noch bestärkt, als Frank an Brett 2 auch nach einer Stunde Wartezeit noch ohne Gegner war, er damit zwar den Punkt einfuhr, aber uns anderen nicht vorzeigen konnte, wie man trotz derartiger Vorbereitung über den puren Kampfeswillen seinen Gegner in die Knie zwingt. Da half es auch nix, dass Frank sich zwischendrin zu Fuß auf den Weg machte, um seinen Gegner persönlich abzuholen, er war nicht zu Hause. Sei es drum, wir führten erstmal 1:0
In Sachen Kampfeswillen brauchten wir Frank dann auch gar nicht als Vorreiter. An allen Brettern wurde grandios gekämpft und es entstanden überall interessante Stellungen mit verteilten Chancen. Und das obwohl Bitterfeld im Durchschnitt 290 DWZ mehr vorzuweisen hat und somit klarer Favorit war. Sebastian saß gleich mal einem über 600 DWZ-Punkte stärkerem Kontrahenten gegenüber, beherzigte sämtliche Eröffnungsregeln, fand im Mittelspiel dann aber doch nicht immer die beste Fortsetzung, sodass die Partie dann alsbald verloren war. 1:1.
Dirk machte in der Eröffnung wie immer Dirk-Züge, aber zum Glück verwirren diese Züge nicht nur Dirks Teamkameraden, sondern auch Dirks Gegner. Er erhielt eine angriffslustige Stellung und zeigte dann ein tolles Angriffsschach, welches ich auf unserem Niveau glaube noch nie gesehen habe. Das beeindruckte mich schon sehr. Nach Springer- und Bauernopfer war der gegnerische König matt und wir gingen wieder mit 2:1 zu Führung.
Thomas wurde mit der Larsen-Eröffnung konfrontiert, meisterte diese gut, auch wenn beide Seiten zwischendrin an kleineren Eröffnungsvorteilen vorbeigingen. Kurz vorm Remisgebot war es dann Thomas, der die Chance auf den vollen Punkt liegen ließ. Dazu wäre jedoch ein Läufer-Opfer nötig gewesen, welches zu einem riesigen, durchschlagendem Angriff geführt hätte, aber auch nicht einfach zu berechnen bzw. einzuschätzen war. Auf jeden Fall überwiegt die Freude über den nächsten halben Zähler von Thomas, der erneut sicher gegen einen 400 DWZ-Punkte stärkeren Gegner remisierte und damit auch weiterhin ungeschlagen bleibt.
Eine gute Partie zeigte auch Flori, der leider einen Eröffnungsfehler des Gegners nicht zum Materialgewinn ausnutzen konnte. Das wäre ein schöner Vorteil gewesen. Flori konnte die Partie noch bis ins tiefe Mittelspiel ausgelgichen gestalten, begang dann aber doch irgendwann den entscheidenden Fehler. Schade, da wäre was drin gewesen. So mussten wir den erneuten Ausgleich hinnehmen.
Ähnlich lief es auch bei Tilo, der wiederholt gegen einen über 500 DWZ-Punkte stärkeren Gegner eine tolle Vorstellung zeigte. Auch nach kleinen Rückschlägen kämpfte sich Tilo immer wieder zurück in die Partie und erreichte ein ausgeglichenes Turmendspiel. Hier glückte es Tilo dann leider nicht die Türme zu aktivieren, sodass am Ende dann doch die Niederlage zu Buche stand. Das war knapp! Wir lagen nun erstmalig hinten, 2:3.
Ein ausgeglichenes Endspiel hatte auch Evi auf dem Brett. Evi übersah die Vereinfachung und machte sich damit selbst das Leben schwer. Ein Bauer ging verloren und Evi musste fortan hart um das Remis kämpfen. Zu unserem Glück fand der Bitterfelder das Dreiecksmanöver und damit den Gewinnweg nicht, sodass Evi doch noch einen halben Punkt einheimsen konnte. Ein starkes Ergebnis gegen einen guten Gegner.
Ich hätte es eigentlich nicht für möglich gehalten, dass wir bis zum letzten noch offenen Brett gegen Bitterfeld noch um die Mannschaftspunkte mitspielen. Unglücklicherweise saß ich nun ausgerechnet an diesem letzten offenen Brett und war in Siegpflicht. Ich spielte die ganze Partie über auf Sieg, suchte am Damen- und am Königsflügel die Offensive und hatte auch ein recht gutes Gefühl bei der Sache. Ebenso berichtete mein Gegner im Nachgang davon, sich lange Zeit nicht wohlgefühlt zu haben. Letztendlich trügte uns beide aber wohl die Wahrnehmung. Laut Engine stand ich zu keinem Zeitpunkt besser, maximal auf Ausgleich, die gegnerische Bauernstruktur erwies sich als zu solide. Wie es dann so ist: Der, der auf Sieg spielt und nicht durchkommt, wird ausgekontert. Und so hätte es auch mir passieren können, jedoch übersah mein Gegner alle Gewinnwege und wir einigten uns auf Remis.
An 2 Brettern war mehr drin, an 2 Brettern hätten wir aber auch verlieren können und so spiegelt der Endstand von 3,5:4,5 gegen uns wohl auch den Verlauf wider. Für uns ein tolles Ergebnis, hielten wir es vorher doch für ausgeschlossen überhaupt in Reichweite eines Mannschaftspunktes zu kommen. Mit etwas mehr Matchglück wären auch diesmal Mannschaftspunkte möglich gewesen. Mit einer Leistung, auf der sich aufbauen lässt, konnten wir die Heimreise antreten. Trotz der Niederlage kletterten wir um eine Position nach oben auf Rang 7. Der Kampf im Tabellenkeller bleibt weiterhin spannend.