Wie schon im Vorjahr ging es auch diesmal an Neujahr zum Staufer Open nach Schwäbsich Gmünd, einem der größten Schachturniere in Deutschland. Vor 12 Monaten lief es richtig gut für mich, ich holte 50% und hatte neben gutem Schach auch eine schöne Zeit in einer hübschen Stadt mit netten Restaurants. Dieses Jahr kamen sogar über 500 Spieler nach Baden-Württemberg, nochmal deutlich mehr als im Vorjahr. Ich erwischte leider keinen guten Start ins Turnier.
Durchwachsener Auftakt ins Turnier
Gegen Ekkehard Körbel (SK 1950 Geisenheim, DWZ 1806) glich ich mit den schwarzen Klötzern problemlos aus, rechnete einen Bauerngewinn auch noch korrekt durch, verpasste es aber die daraus resultierende Stellung zu bewerten. Nach der Kombi hatte ich den Bauern mehr, aber auch einen Springer der nicht mehr zurück ins eigene Lager fand. Mit der Minusfigur war die Partie nicht mehr zu retten. Besser lief es mit Weiß. Gegen Matthias Nagel (SV 1920 Kelsterbach, DWZ 1811) rechnete ich die Schachzüge zuerst und gewann innerhalb der ersten 20 Züge Material. Matthias gab umgehend auf. Richtig viel Glück hatte ich dann gegen den jungen Philipp Mester (SVG Caissa Kassel, DWZ 1908). Die Eröffnung ging komplett schief und ich hätte eigentlich schon einen ganzen Turm verlieren müssen. Philipp sah es zum Glück nicht und ließ mich im Spiel. Trotzdem entglitt mir selbiges nach und nach. In Zeitnot suchte ich nach Schwindelchancen und schaffte es tatsächlich Gegenspiel zu kreieren. Mein Kontrahent zog zu schnell und übersah die Gefahr. Ich baute auf der Grundreihe ein Mattnetz auf, aus dem es kein Entkommen mehr gab.
Turnierhighlights gegen zwei Fidemeister
Der glückliche Sieg spülte mich nach vorne und ich durfte gegen FM Bernhard Stillger (SV Mülheim-Nord 1931, DWZ 2287) ran. Im Caro-Kann konnte ich dem Fidemeister gehörig zusetzen, die Engine schlug mit +2 zu meinen Gunsten aus und ich war gewillt, es zu Ende zu bringen, doch wie bisher immer, wenn es gegen die Fidemeister geht, sie fallen einfach nicht um. Mein Gegner machte mir das Leben so schwer wie möglich und ich ließ meiner Spielstärke angemessene Ungenauigkeiten folgen. Der Fidemeister konsolidierte sich nach und nach und verblieb mit der besseren Struktur als mein Angriff verpuffte. Letztendlich eine tolle Partie, doch leider wieder nix Zählbares, auf meinen ersten FM-Skalp im Normalschach muss ich weiter warten. Wenigesten eine ordentliche Schwarz-Partie zeigte ich dann doch. In Runde 5 lief ich gegen Simon Weichsberger (SF Vöhringen, DWZ 1842) nie Gefahr zu verlieren, Siegchancen waren aber auch nicht ernsthaft zu erkennen. Im angenehmen, aber ausgeglichenen Leichtfigurenendspiel überlegte ich lange, ob ich mich mit einem Remis begnüge, entschied mich dann aber doch weiterzuspielen und war sogar bereit 2 Bauern zu opfern, um in die gegnerische Stellung einzudringen. Das war dann gar nicht nötig. Mein Gegner griff fehl, ich bekam den Bauern mit Zinsen zurück und wurde für meinen Mut mit einem ganzen Punkt belohnt.
Damit durfte ich in der Nachmittagsrunde erneut gegenüber eines Fidemeisters Platz nehmen. Die Partie gegen FM Arkadi Syrov spielte sich für meine Seite zwar unangenehmer, verließ die Remisbreite aber nur in einer Situation. Mein Gegner versuchte über 6 Stunden und 117 Züge die Partie zu seinen Gunsten zu entscheiden, übertrieb es aber an einer Stelle. Leider konnte ich die Situation nicht schnell genug erkennen und ging an meiner Siegchance vorbei. Zu dem Zeitpunkt lebten wir beide nur noch vom Inkrement. Schade, das hätte dann doch unverhofft der erste FM-Skalp sein können! Aber auch über die Punkteteilung freute ich mich sehr.
Chancenlos im Schlussspurt
Meine bis hierhin gute Punkteausbeute sicherte mir auch fortan gute Gegnerschaft. Nur in Punktnähe sollte ich nicht mehr kommen. Luca Englert (VfB Schach Leipzig, DWZ 2176), gegen den ich erst 2 Wochen zuvor beim Weihnachtsblitz in Naunhof unterlag, war eine Nummer zu groß für mich. Komplett überspielt wurde ich in der 8. Runde auch von Quang Thai Ngo (Aachener SV 1856, DWZ 2202). In der letzten Runde hatte ich mir vorgenommen mal eine neue Eröffnung zu erproben. Die Eröffnung glückte auch noch so halbwegs, allerdings verstand ich die daraus resultierende Stellung so gar nicht. Jürgen Döserich (Schwarze Pumpe Freiburg, DWZ 1914) hatte deutlich mehr Durchblick und schob mich in kürzester Zeit zusammen.
Leider verlief das letzte Turnierdrittel mit 0/3 so gar nicht nach Plan, sodass ich nicht nur aus den Top 100 verdrängt wurde, sondern auch noch mit einem DWZ-Minus von 13 Punkten nach Hause fahren musste. Kleine Höhepunkte hatte das Turnier für mich trotzdem. Mit 3,5/9 und Platz 191 bei 538 Teilehmern (A- und B-Open) kann ich letztlich aber nicht ganz zufrieden sein. Das A-Open gewann wie im Vorjahr ungefährdet mit 8,5/9 GM Eltaj Safarli aus Aserbaidschan.
Endstand beim 34. Staufer Open.