Mit der SG Jeßnitz hielt der Spielplan gleich am 2. Spieltag den großen Staffelfavoriten für uns parat. Da traf es sich gut, dass wir durch den Pokalerfolg und den geglückten Ligaauftakt als Tabellenführer und somit auch mit breiter Brust die Reise nach Jeßnitz auf uns nehmen konnten. Die Anreise von Leipzig nach Jeßnitz gestaltete sich gar nicht mal so einfach, in der Gegend wird zur Zeit an allen Ecken gebaut, wodurch die ein oder andere Umleitung in Kauf genommen werden musste. Meinen 5 aus der schönsten Schachstadt der Welt angereisten Mannschaftskameraden erging es soweit ich weiß nicht viel besser. Trotzdem saßen wir pünktlich um 9 Uhr an den Brettern. Beide Teams traten in Bestbesetzung an.
Dabei fällt das DWZ-Niveau der SG Jeßnitz deutlich weniger stark ab als bei uns, was mir für unsere hinteren Bretter schon einige Sorgen bereitete. Entsprechend hatte Fabian es mit einem Gegner zu tun der satte 400 DWZ-Punkte mehr aufzuweisen hat und gegen den ich mich vor ein paar Jahren auch nur zu einem mühseligem Remis quälte. Leider war es dann auch eine solch deutliche Angelegenheit. Fabian konnte sich im Mittelspiel einer Fesslung nicht erwehren, wodurch eine Leichtfigur abhanden kam. Sein Jeßnitzer Kontrahent spielte die Partie anschließend routiniert runter. Diesmal gab es für Fabian leider nichts zuholen, aber da kommen glücklicherweise auch wieder einfacher zu bespielende Gegner.
Sogar mit einem 550 DWZ-Punkte stärkerem Gegner hatte sich Thomas abzumühen. Thomas lieferte eine solide Partie ab und kam sogar zu wirksamen Gegenspiel am Damenflügel. Letztendlich setzte sich aber auch hier die Klasse des Jeßnitzers durch.
Auch Roland hatte es mit einem nominell deutlich stärkerem Kontrahenten zu tun. Bei meinem ersten Rundgang war auf dem Brett glücklicherweise vom 300 DWZ-Punkte Unterscheid nichts zu sehen. Im Gegenteil, Roland hatte sogar einen Springer über, sein Gegner als Kompensation lediglich einen Bauern. Auch die Initiative lag klar bei Roland. Zunächst drang er am Damenflügel in die gegnerische Stellung ein, als vom Gegenüber dann die h-Linie geöffnet wurde, gruppierte Roland kurzerhand Dame und zweiten Turm um und so brannte es schnell lichterloh rundum den gegnerischen König. Zunächst eroberte Roland noch eine weitere Leichtfigur, um dann kurz darauf den vollen Punkt in Empfang zu nehmen. Starke Leistung zum Anschlusstreffer, 1:2. Wenn man mal einen Lauf hat...
In Dirks Stellung war wahrscheinlich für jeden wieder einiges drin. Zumindest glaubte ich, dies an der Mimik der beiden am Brett Sitzenden ablesen zu können. Auf dem Brett habe ich wie so häufig bei Dirk nicht durchgeblickt, aber ich glaube beiden Involvierten erging es nicht viel besser. Vermutlich ist dies auch der Grund für die Punkteteilung im Mittelspiel.
Ich war diesmal besonders motiviert, schließlich saß mir mit Thomas Krannich (DWZ 1946) der einzige Spieler aller 10 Vereine der Bezirksliga gegenüber, welcher eine höhere DWZ vorzuweisen hat als ich. Entsprechend engagiert war ich, ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Zunächst sah dies auch sehr gut aus, ich kam hervorragend aus der Eröffnung und konnte am Damenflügel für Druck sorgen. Thomas versuchte währenddessen am Königsflügel Gegenspiel zu finden. Dabei verbrauchte er soviel Bedenkzeit, dass er die letzten 18 Züge mit einer Minute Bedenkzeit runterblitzen musste. Den Sieg vor Augen, 18 Zügen in 1 Minute bei der Stellung traute ich ihm nicht zu, wurde ich wohl zu leichtsinnig, und verließ mich mit meiner Königsstellung zu sehr auf seine Zeitnachteile. Thomas griff zum letzten Mittel und opferte. Als ich bemerkte, dass ich vielleicht doch die ein oder andere Figur noch zur Verteidigung in Königsnähe hätte lassen sollen, war es bereits zu spät. Thomas fand ein Dauerschach wodurch er sich dem Partieverlust nach Zeit entzog. Ein ärgerliches und unnötiges Remis.
Frank verteilte wie so häufig zunächst Gastgeschenke. Er gab einen Turm, nahm dafür aber immerhin noch einen Springer. Auch stellungsmäßig war es durchaus bescheiden, was Frank zurechtspielte. Wie so häufig, bemüht er sich dann aber doch irgendwann. Als er seine Läufer aktivieren konnte, gab es wieder etwas Hoffnung. Noch besser sah es dann aus, als er in ein Endspiel Läufer + 4 Bauern gegen Turm + 1 Bauer abwickeln konnte. Leider reichte es dann aber doch nur zur Punkteteilung.
Somit verloren wir leider doch knapp mit 2,5:3,5. Wäre alles optimal gelaufen, wären hier sogar 1 oder 2 Mannschaftspunkte drin gewesen, was aber zugegebenerweise ohne den doch etwas glücklichen Sieg von Roland ausgeschlossen gewesen und somit auch etwas vermessen gewesen wäre. Gespannt bin ich wer Rolands Lauf mal stoppen will. Enttäuschend ist allerdings, dass an den ersten 3 Brettern kein einziger Sieg herausprang, das muss im Bezirkspokal in 2 Wochen wieder anders werden! Mit dem 4. Tabellenplatz nach 2 Spieltagen können wir gut leben.