Nun schon das 3. Jahr in Folge verschlug es mich nach Österreich, um Schach mit Urlaub zu verbinden. Zum ersten Mal begleitete mich Ulrike dabei ins Salzburger Land nach St. Veit im Pongau, ca. 70km südlich von Salzburg. Gespielt wurde im Nachbarort Goldegg, einem malerischen kleinen Örtchen mit Schloß, Badesee, netten Restaurants und idyllischen Wanderwegen. Leider beschränkte sich Ulrike auf Urlaub und nahm nicht auch am Turnier teil. Abgesehen von einer Doppelrunde, startete die Runde in aller Regel 18 Uhr, sodass ausreichend Zeit für Wanderungen, Gondelfahrten auf die Berge, Bergwerk- und Wasserfall-Besichtigungen oder einfach einem entspannten Tag in der Therme blieb. Das Turnier startete mit einem Blitzturnier, bei dem es direkt kurios wurde.
Platz 29 im Blitzturnier
Am Blitzturnier beteiligten sich 66 Spieler. Ich bekam die elo-sortierte Startnummer 49 zugewiesen, befand mich damit in der unteren Hälfte und mir wurde gleich ein ordentlicher Brocken in Runde 1 zugelost. Startnummer 49 irritierte mich schon sehr, ich machte mir letzlich aber keine weiteren Gedanken dazu und akzeptierte dass das Turnier extrem stark besetzt ist mit sehr vielen Spielern ELO >2000. Im Turnierverlauf besiegte ich dann auch einige Spieler um Setzlistenplatz 30 rum und dachte ich klatsche hier reihenweise die 2200er weg. Mit meinen 7 Punkten aus 13 Runden war ich dann auch sehr zufrieden, zumindest bis zur Siegerehrung. Dort wurde ich dann plötzlich nach vorne gebeten als der Kategoriepreis ELO unter 1700 vergeben wurde. Und nun war dann doch offensichtlich, dass hier irgendwas nicht korrekt lief. Ich nahm den Preis (50€) erstmal entgegen und bin dann im Anschluss zum Schiedsrichtertisch.
Sieg gegen Leo Auersperg aus Kanada
Es gibt einen weiteren Schachspieler mit meinem Namen im Westen Deutschlands. Man hatte fälschlicherweise ihn hinterlegt und nicht mich. Und er hat eben eine ELO um die 1500 rum. Ziemlich ungünstig für mich, zum einen hätte ich in den Auslosungen stets andere Gegner bekommen und zum Anderen spielt man auch ein wenig anders gegen eine niedrige Setzlistennummer, etwas verhaltener und akzeptiert auch eher mal eine Punkteteilung. Anstatt meiner Annahme reihenweise 2200er vom Brett zu fegen, besiegte ich in Wirklichkeit gerade mal Spieler um die 1700-1800 ELO rum. Letztendlich landete ich auf Platz 29 und war damit sehr zufrieden, meine Blitz-ELO sank hingegen um ca. 60 Punkte auf unter 2000, was aber zumindest zum Teil auch falscher Hintergrundinformationen geschuldet ist.
Der Schiedsrichter überließ mir die Entscheidung, ob ich den U1700 ELO behalte oder an die eigentliche Gewinnerin, Miriam Mörwald (ASK Salzburg) weiterreiche. Miriam wußte nicht so ganz wie ihr geschieht als ich ihr zum Gewinn des Kategoriepreises gratulierte, freute sich aber sichtlich. Der Turnierveranstalter lud mich daraufhin zu einem Bier ein. Das Blitzturnier entschied der kroatische IM Jurica Srbis für sich.
Platz 43 im Open
Das Turnier war aufgeteilt in A-, B- und C-Open, wobei das A-Open für Spieler über ELO 2000 offen war, man sich aber mit niedrigerer ELO einkaufen durfte. Meine ELO ist noch knapp über 2000, sodass ich im A-Turnier zu den schwächeren Spielern zählte. Diesmal stimmte es also, dass ich in der 2. Setzlistenhälfte zufinden war und in Runde 1 einen starken Gegner zugelost bekam. Gegen den Fidemeister Jakob Weihrauch (Hamburger SK 1830, DWZ 2255) hielt ich die Partie bis um den 30. Zug rum ausgeglichen, ehe mir im Mittelspiel die Ideen ausgingen. 2 ungenaue Züge reichten aus und ich geriet auf die Verliererstraße. Trotz der Niederlage war es ein gelungener Einstieg ins Turnier.
Und es ging am Abend, einziger Doppelspieltag gleich an Tag 1, auch gut weiter. Gegen Arian Wick (SK Mannheim 1946, DWZ 1923) verteidigte ich mich mit Schwarz recht zäh. Arian geriet in arge Zeitnot auf der Suche nach einem Gewinn. Doch meine Verteidigung stand sicher. In Zeitnot griff mein Gegner fehl, ich gewann einen Turm und umgehend die Partie. Mein erstes Ziel, überhaupt eine Partie in diesem starken Teilnehmerfeld zu gewinnen, erreichte ich damit gleich an Tag 1!
Ebenso zäh verteidigte ich mich in Runde 3 gegen Michael Haas (SV 1947 Walldorf, DWZ 2179). Zwischendrin verpasste ich es in ein remisträchtiges ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Minusbauern abzuwickeln und hatte wenig später Glück, dass Michael an einer Stelle nicht die schärfste Fortsetzung fand. Am Ende enstand dann ein noch günstigeres Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, denn die Bauernanzahl war ausgeglichen, indem wir zeitnah die Züge wiederholten. Ein tolles Ergebnis gegen einen starken Spieler!
Noch souveräner wurde es in Runde 4. Ich überspielte Michael Wimmer (TSV Frankenburg/AT, ELO 2116) in der italienischen Eröffnung und sah mich alsbald mit einem Remisangebot konfrontiert. Mir war bewußt, dass ich besser stehe (ich dachte so an +1,5, dass die Engine dann +3,2 bewertete, überraschte mich), allerdings war der Weg zum Sieg noch lang. Ich rang eine ganze Weile mit mir, ob das Remis gegen einen starken Spieler nehme oder auf den vollen Punkt gehe, entschied mich dann aber für die sichere Punkteteilung. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich an dieser Stelle wohl weiterspielen sollen...
Zu dem Zeitpunkt wußte ich ja aber noch nicht, dass nun zwei Nullen folgen würden. Übringens hätte ich mein 2. Ziel, nach dem Turnier eine DWZ über 2000 zu haben, erreicht, wäre ich nach Runde 4 aus dem Turnier ausgestiegen. Aber dies kam natürlich nicht in Frage. Denn in Runde 5 wollte ich eigentlich den japanischen Fidemeister Kohei Yamada (ELO 2179) vom Brett schubsen. Mit Schwarz verteidigte ich mich erneut sehr umsichtig, mein Gegner überzog den Bogen mit einem Figurenopfer. Leider übersah ich an diesem Tag mehrere Taktiken, sodass ich den Computervorteil von 3,8 nicht umgesetzt bekam. Anstatt klarem Vorteil verlor ich die Mehrfigur wieder und landete in einem schwierigen Endspiel, was der FM dann sicher verwerterte. Schade, da war mehr drin!
Das gilt auch für Runde 6. Die Partie gegen Max Krämer (SK Caissa Augsburg, DWZ 2053) verließ zu keiner Zeit die Remisbreite. Allerdings muss man dann auch in der Lage sein ein Endspiel zum halben Punkt zu führen. Im 0,00-Damenendspiel beging ich Selbstmord, indem ich das Bauernendspiel nach einem Damentausch völlig falsch einschätzte. Anstatt eines sicheren halben Punktes musste ich dann doch noch die Null unterschreiben.
Der Urlaub kam nicht zu kurz - Ulrike in der Liechtenstein-Klamm
Damit bekam ich nun solangsam Gegner meiner Kragenweite zugelost, von denen aber natürlich auch niemand mit Leichtigkeit besiegt werden kann. Peter Donegani (SG Traunstein/Traunreuth, DWZ 1944) und ich blitzten eine Eröffnungsvariante im beschleunigten Panow-Angriff herunter. Danach einigten wir uns im 17. Zug sofort auf Remis. Auch Anton Hardt (SK Mannheim-Lindenhof 1865, DWZ 1925) bot ich in Runde 8 frühzeitig Remis. Er wollte aber spielen und ich erreichte eine angenehme Stellung mit Mehrbauern. Diese entglitt mir dann jedoch als ich einen Mattangriff übersah, dessen Verteidigung für mich nicht so einfach war. Die Stellung wurde ziemlich kompliziert, war aber kaum noch zu halten. Zu meinem Glück verbrauchte mein Gegner einen Großteil seiner Bedenkzeit und lebte nur noch von seinem Inkrement. Nur aufgrunddessen fand er den Gewinnweg nicht und begnügte sich stattdessen mit einer Zugwiederholung. Ein glücklicher halber Zähler für mich!
In der Schlussrunde wollte ich hingegen noch meinen zweiten Tuniersieg feiern und lehnte das zeitige Remisangebot ab. Die niedrige ELO-Zahl meines Gegners Alexander Gschwandtl (ASK Salzburg, ELO 1666) steht in keinem Verhältnis zu seiner Spielstärke, er sammelte auch im Turnier reichlich Punkte. Mir unterlief in der Eröffnung eine kleine Ungenauigkeit, wodurch ich wohl Vorteil verpasste. Trotzdem erhielt ich das angenehmere Endspiel, welches ich dann noch knetete. Wirklich was rausholen konnte ich aber nicht mehr und musste auch hier die Punkteteilung durch Zugwiederholung akzeptieren.
Mit 3,5 Punkten aus den 9 Runden bin ich recht zufrieden, wenn auch in der Turniermitte durchaus mehr möglich gewesen wäre. Mein Ziel mit einer DWZ über 2000 nach Hause zu fahren, konnte ich leider nicht erreichen, viele DWZ-Punkte verloren haben dürfte ich aber auch nicht. Mit Platz 43 bin ich zufrieden. In gut 2 Wochen gibt es dann schon die nächste Österreich-Chance auf über 2000 zu springen, dann am Faaker See. Das Turnier gewann der für die SF Deizisau in der 1. Bundesliga spielende IM Ruben Gideon Köllner.
Endstand beim Blitzturnier
Endstand beim Open: A-Gruppe